Anastasia, Emilia und Merouane haben mit dem französischen und dem deutschen Schaffner der Strecke des TGVs Paris-Stuttgart gesprochen. Diese Strecke gibt es seit dem 10. Juni 2007.

 

Herr Kratzer, der deutsche Schaffner

 

 

Der Zug ist ganz schön voll. Ist es immer so?
Die Züge sind relativ stark ausgelastet. Man fährt nur noch 3 ½ Stunden von Paris nach Stuttgart.


Arbeiten Sie hier allein?
Nein, wir sind zu zweit. Jeweils ein Franzose und ein Deutscher.

      Kurz vor dem Anstieg in Paris


Wie viele Stunden arbeiten Sie so am Tag?

Das kommt drauf an: Manchmal fahren wir nur zur Übernachtung nach Paris, manchmal fahren wir hin und zurück, das sind 9 Stunden ungefähr. Wenn wir Übernachtung haben, sind es 4 Stunden hin und am nächsten Tag 4 Stunden zurück.


Haben Sie das Gefühl, es gibt Stammgäste?
Ja, es gibt viele Leute, die man immer wieder sieht. Gerade in der 1. Klasse. Es sind wahrscheinlich einige, die vom Flugzeug umgestiegen sind.


Fahren mehr Franzosen oder Deutsche?
Das hält sich ziemlich die Waage. Es sind natürlich viele Franzosen, die in Straßburg aussteigen. Es sind aber auch viele Touristen aus den USA, aus Kanada, aus Japan. Man braucht auch viel englisch für diese Züge.


Sprechen Sie deutsch, englisch und französisch?

Ja, wir haben im August letzten Jahres einen Französisch-Kurs bekommen. Wir sprechen deutsch sowieso, französisch und englisch konnten wir schon von der Schule.


Was bedeutet TGV?
Train à Grande Vitesse, also Zug mit hoher Geschwindigkeit.


Wie schnell fährt so ein Zug?
Er fährt 330 km pro Stunde und das ist momentan die schnellste kommerzielle Geschwindigkeit auf der Welt.                Monsieur Jean und Herr Kratzer


Es kommt einem viel langsamer vor! Hatten Sie eine spezielle Ausbildung für den TGV?
Ja. Wir haben den Betriebsunterricht für Frankreich gehabt, also die Sicherheitsregeln gelernt, z.B. mit der Abfahrt in den Bahnhöfen, wie man sich verhält bei Unregelmäßigkeiten, die Tarife. Wir haben eine Woche lang einen Austausch mit den französischen Kollegen gemacht, damit man sieht, wie es im anderen Land so läuft. Dann haben wir noch ein Service-Seminar von der Deutschen Bahn und von der SNCF gehabt. Da haben wir uns gegenseitig besser kennengelernt.


Was bedeutet SNCF?
Société Nationale des Chemins de fer Français.


Gibt es viele Unterschiede zwischen dem TGV und dem ICE?

Ja, es gibt schon Unterschiede, schon vom Design her. Auch von der Technik. Ich könnte nicht sagen, der eine ist besser als der andere. Es sind beides schöne Züge.


Gibt es auch eine Grenzkontrolle?
Manchmal ja, aber nicht bei jedem Zug. Manchmal steigen die Kollegen von der Polizei ein, vom Grenzschutz, die fahren dann von Straßburg bis Karlsruhe mit, aber ziemlich unregelmäßig.


Arbeiten Sie nur am Tag oder auch in der Nacht?
Wir arbeiten auch in der Nacht, wir fahren von Straßburg nach Karlsruhe mit dem Nachtzug und dann am nächsten Morgen wieder zurück.


Wie lange können Sie schlafen, wenn Sie eine Nachtschicht haben?

Zwei, drei Stunden vielleicht. Wenn überhaupt.


Macht Ihnen diese Arbeit Spaß?
Ja, sehr. Ich würde keine andere lieber machen.

 

Monsieur Jean, der französische Schaffner


Sie fahren mit dem ICE und mit dem TGV. Merken Sie Unterschiede?
Ja, sie sehen ganz anders aus, das ist klar.


Ist der ICE größer?
Also, der neue ICE ähnelt sehr dem TGV. Der Vorteil des ICE sind die Triebwagen auf beiden Seiten. Man kann in die Kabine des Mechanikers vorne sehen, das gibt es nicht beim TGV. Im ICE wird die Geschwin-digkeit angezeigt, im TGV nicht.


Was ist Ihnen lieber: der ICE oder der TGV?
Der ICE ist für uns eine Abwechslung, er ist neuer, der weiße Look ist moderner. Der TGV ist für mich gewohnter, den gibt es schon länger.


Ist es spannend, mit deutschen Kollegen zu arbeiten?
Ja, es ist ganz angenehm. Man sieht andere Leute.


Sie sprechen aber gut deutsch!
Ja, ich komme aus Straßburg. On se débrouille. Man kommt so durch.


Sie kontrollieren beide die Fahrkarten?

Ja. Wir sind gleich fertig. Und wir werden uns einen Kaffee genehmigen.

 

 

Wir haben Herrn Kratzer und Monsieur Jean gefragt, wo es hin geht zum Speisewagen und haben gleich mit dem Kellner gesprochen:

Sprechen Sie beide Sprachen?
Deutsch ein bisschen. Aber es geht vor allem um Zahlen und Preise. Ich spreche auch viel englisch, weil ich oft auf Englisch angesprochen werde.


Mussten Sie extra deutsch lernen?
Ja, mein Unternehmen hat mir einen Sprachkurs bezahlt. Wir haben aber nicht dasselbe wie die Schaffner gelernt. Sie haben sich nur mit Sicherheitsregelungen befasst, und wir ausschließlich mit Preisinformationen über die Produkte, die wir anbieten.

Die Bar im Zug          

 

Arbeiten Sie auch nachts?
Nein. Wir kommen spätestens um 22 oder 23 Uhr an. Ab und zu müssen wir in anderen Städten schlafen, aber nachts arbeiten wir nicht.


Sprechen die Leuten eher französisch oder deutsch mit Ihnen?

Französisch. Viele Deutsche sprechen gern französisch, auch um nicht aus der Übung zu kommen.


Bestellen Franzosen und Deutsche dasselbe?

Also, ich habe gedacht, die Franzosen würden eher Wein trinken, und die Deutschen Bier, aber es stimmt nicht. Bier ist bei allen beliebt, vielleicht ist das eine Preisfrage. Ansonsten Kaffee bleibt der Klassiker, bei Deutschen und Franzosen.


Bieten Sie auch Sauerkraut an?

Also, sagen wir mal so, Steack-Frites ist eher das Übliche.


Dürfen Sie hier etwas kaufen?
Nein, auch nicht etwas nehmen, was für den Verkauf bestimmt ist. Wir kriegen aber zwei Getränke je nach Fahrt, warme oder kalte.


Sprechen alle, die in diesem Zug arbeiten, französisch oder gibt es welche, die nur deutsch sprechen?
Ihr habt bestimmt gesehen, dass der französische Schaffner deutsch spricht und der deutsche Schaffner französisch. Es ist ein guter deutsch-französischer Austausch.


Text und Fotos: Anastasia, Emilia und Merouane

Text und Fotos >© Grand méchant loup | Böser Wolf

 

Von Paris nach Stuttgart mit dem Schnellzug TGV