Ich bringe auch Glück, wenn ich sauber bin, natürlich

Ein Interview mit Steffi Loharens, vom Beruf Schornsteinfegerin

 

Steffi arbeitet seit 2001 als Schornsteinfegerin. Sie hat eine dreijährige Lehre gemacht und ist Schornsteinfeger-Geselle. Und als Schornsteinfeger bringt sie natürlich auch Glück...

 

            Schornsteinfeger, ein Männerberuf? >>>

            Was tut ein Schornsteinfeger? >>>

            Die Werkzeuge >>>

            Wird man doll dreckig? >>>

            Komische Situationen >>>

            Der Glücksbringer >>>

 

 

Schornsteinfeger, ein Männerberuf?

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, Schornsteinfegerin zu werden?

Mein Vater ist Schornsteinfeger. Er hat mich schon mal aufs Dach mitgenommen und ich war immer ganz fasziniert davon. Deshalb habe ich diesen Beruf gelernt. Und ich bin sehr froh.

Schornsteinfeger ist doch eher ein Männerberuf?

Ja. Ich glaube, es sind 10 Prozent Frauen. Einige sagen: „Frauen, die können das nicht! Mädel, mach mal was, was für dich bestimmt ist!“. Das gibt es immer noch, damit muss man lernen umzugehen. Aber die meisten freuen sich. Wenn Männer und Frauen zusammenarbeiten, ist es doch relativ entspannt.

Und gibt es mehr Frauen mit der Zeit?

Ja. Dadurch, dass die Tätigkeit sich verändert hat. Sie ist körperlich nicht mehr so anstrengend wie früher, als man jeden Tag fegen gegangen ist.

Werden Sie manchmal von anderen Leuten gehänselt, wenn Sie ganz schwarz sind?

Es gibt schon welche, die denken: „Na ja, als Frau und dann so dreckig, wie sieht denn das aus!“. Aber dann sage ich: „Man kann sich ja waschen!“ Es ist nicht das Problem.

 

Was tut ein Schornsteinfeger?

Haben Sie mehr Aufträge im Winter als im Sommer?

Nein. Im Sommer fegen wir auch ein bisschen, aber wir haben sonst andere Tätigkeiten: wir Messen das ganze Jahr über.

Messen? Was messen Sie?

Ihr habt hier z.B. eine Heizung, die mit Gas betrieben ist. Diese Heizung muss von mir jährlich überprüft werden. Ich messe die Abgaseswerte. Das ist nämlich ganz wichtig wegen des Umweltschutzes und damit euch nichts passiert.

Und müssen Sie auch fegen?

Ja. Auch der Schornstein muss jährlich überprüft werden . Da hat man eine Kugel, die man von oben herunter lässt und überprüft, ob der Schornstein frei ist. Es ist ganz wichtig, damit die Abgase richtig abziehen können. Wenn dann nämlich ein Stein oder irgendetwas anderes drin liegen würde, dann würden die Abgase hier bei euch in den Raum austreten. Und das wäre sehr unangenehm, weil ihr auch sterben könntet. Deshalb muss es überprüft werden.

Bis wie viel Uhr arbeiten Sie? Weil es schnell dunkel wird!

Wir fangen meistens gegen halb sechs an zu arbeiten, also sehr früh, und wir arbeiten bis ungefähr halb drei.

Ist es ein gefährlicher Beruf?

Nein. Auf dem Dach ist es natürlich gefährlich, weil man sich frei bewegt. Wir haben keine Sicherung. Du musst die Gefahr immer einschätzen. Man darf keine Höhenangst haben, das ist klar.

Gehen Sie ins Haus, um aufs Dach zu gehen?

Genau. Man geht die Treppe ganz bis nach oben, es gibt einen Dachboden und dort einen sogenannten Ausstieg. Das ist eine Luke im Dach. Da geht eine Leiter hoch und da kann man die Luke aufmachen und auf das Dach klettern. Dann kann man über die Dächer rundherum laufen. Das ist auch ganz schön.

Aber wie stehen Sie auf dem Dach?

Da gibt es sogenannte Laufbohlen, sie sind wie Bretter und darauf kannst du laufen. Da muss man aufpassen und üben. Es gibt auch Dächer, die nicht so spitz sind. Oder Flachdächer. Da kann man eigentlich sehr gut laufen.

 

 

 

 

 

 

 

 

Über den Dächern von Berlin-Schöneberg, nicht weit vom Haus der Bösen Wölfe (Fotos von Steffi)

Ist es schön auf dem Dach?

Ja. Ja, man kann ganz viel gucken, das ist wirklich toll. Man kann ganz weit über Berlin gucken.

Gehen Sie zu Fuß zu den Häusern, wo sie fegen?

Ja, ich bin zu Fuß unterwegs oder mit dem Fahrrad.

 

Die Werkzeuge

Welche Werkzeuge braucht man zum Schornsteinfegen?

Es gibt einmal diesen Besen und da ist eine schwere Kugel dran mit einer Leine. Damit gehe ich fegen. Dann braucht man eine Zange und einen Schraubenzieher. Was brauchen wir noch? Eine Taschenlampe, wenn man irgendwo hingeht, wo es dunkel ist. Dann brauchen wir einen Spiegel, damit wir in einen Schornstein von unten hineingucken können, ob irgend etwas darin ist. Man braucht schon viel Werkzeuge das man jeden Tag mit sich herumträgt.

                                          

Ist das nicht ein bisschen schwer?

Ja, es ist schwer, aber man gewöhnt sich daran. Und die ganzen Werkzeuge lässt man unter dem Dach liegen. Es wäre zu gefährlich, mit Sachen fegen zu gehen, die aus den Taschen fallen können. Wenn etwas vom Dach runterfällt und jemand es auf den Kopf kriegt, dann ist es natürlich sehr gefährlich. Man nimmt wirklich nur seinen Besen, seine Kugel und die Leine.

 

Wird man dreckig?

Sind Sie so angezogen wie jetzt?

Das ist meine Kleidung, wenn ich zum Messen gehe. Wenn ich zum Fegen gehe, dann habe ich meine richtige Kluft an, aber die ist ein bisschen dreckig, das schmiert immer so, weil der Ruß aggressiv ist.

Wird man richtig doll dreckig?

Wenn man richtig fegen geht, dann wird man richtig dreckig. Man hat schwarze Hände und ein schwarzes Gesicht. Hinterher muss man sich dementsprechend auch waschen.

Ist es schwer, alles abzuwaschen?

Ja. Manchmal kann es schon in die Haut reingehen. Da braucht man ein bisschen Zeit, bis man wieder sauber ist.

Benutzen Sie spezielle Produkte?

Es gibt diese Waschpaste, die man auch wirklich auftragen muss, um den Ruß von den Händen und vom Gesicht runterzuholen.

Warum tragen Schornsteinfeger einen Hut?

Der ist eigentlich zum Schutz für die Haare. Der Meister ist der einzige, der einen Zylinder tragen darf. Ich trage eine Mütze. Ich darf noch keinen Zylinder tragen, weil ich noch kein Meister bin.

Ist so ein Zylinder schwer?

Nein, Zylinder sind ganz leicht. Sie sind aus Pappe und mit Tierfeld bezogen. Sie sind nicht besonders schön, ehrlich gesagt.

 

Komische Situationen

Haben Sie manchmal komische Situationen erlebt?

Einmal war der Schornstein halb voll mit Schnapsflaschen und wir wussten nicht, woher die kamen. Oder manche Leute nehmen ihre Schornsteinklappe als Versteck für ihre Heimlichkeiten. Sie denken: „Da geht keiner ran“, aber wir gehen ran, dann sieht man das und stellt das wieder zurück, macht es zu, als ob man es nicht gesehen hätte!

Was war drin?

Ich habe es nicht aufgemacht. Es geht meistens um kleine Schachteln, aber da gucke ich nicht rein. So etwas mache ich nicht.

      

   In Berlin-Schöneberg: hinten steht ein Gasometer        Sonnenuntergang vom Gasometer aus aufgenommen

 

Glücksbringer

Warum sagen alle, dass es Glück bringt, Sie anzufassen?

Das kommt von ganz früher. Der heilige Sankt Florian ist unser Schutzpatron. Er ist eigentlich dafür zuständig, das Haus vor Feuer zu schützen. Und der Schornsteinfeger war früher dafür zuständig, das Feuer vom Haus fernzuhalten, weil er die Schornsteine sauber gemacht hat, damit es nicht anfängt zu brennen. Und deshalb sagt man, der Schornsteinfeger bringt Glück, weil er ja das Feuer vom Haus fernhält.

Bringen Sie auch Glück, wenn Sie sauber sind oder nur, wenn Sie voller Ruß sind?

Ich bringe auch Glück, wenn ich sauber bin, natürlich. (Lachen)

 

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Interview: Chloé, Emmanuelle, Sophie und Zoë

Zeichnungen: Sophie und Alina

Fotos von den Dächern aus: Steffi Loharens

Fotos: © Grand méchant loup | Böser Wolf – Dezember 2010 - www.boeser-wolf.schule.de

Vielen Dank an Steffi für die Fotos und das Interview