Es gibt Teile, die mit Kindern gemacht werden

Eine Begegnung mit Johannes Werle, Herausgeber von Géo Ado

und mit dem Redakteur Jean-Marie Bretagne




Der Grand méchant loup hat seinen Besuch in Paris genutzt, um Géo Ado zu besuchen, den Cousin des deutschen Monatsmagazins GEOlino. In den Büros war es ganz still, weil es Hochsommer war, man hörte nur die Computer. Es war viel Platz in dem Raum, wo wir Johannes Werle getroffen haben und wir konnten sogar die Kirche Sacré-Coeur sehen.


 

Wer hat Géo Ado erfunden und weshalb?
Wir haben uns überlegt, dass es auch von Seiten der Kinder ein Interesse an einer Zeitschrift gab, die mit Bildern die Welt entdecken hilft. Ein bisschen wie GEOlino, aber für ältere Kinder, denn die Altersgruppe der 7- bis 13jährigen war in Frankreich schon versorgt.


Was ist der Unterschied zu GEOlino?
Abgesehen vom Alter besteht ein großer Unterschied darin, dass es Teile gibt, die gemeinsam mit Kindern gemacht werden. Wir haben schon immer Kinder in die Redaktion eingeladen, damit sie mitmachen, bei den Interviews z.B. Sie schlagen uns Interviewpartner vor, die sehr unterschiedlich sein können: Künstler, Schriftsteller, Fernsehmoderatoren, Fußballer… Wir hatten schon Zinedine Zidane, Tony Parker, den hier bekanntesten Basketballspieler. Die Kinder machen die Interviews, begleitet von einem Fotografen und einem Journalisten, aber die Fragen werden von den Jugendlichen gestellt. Ein anderer Unterschied zu GEOlino besteht in den Buch- und Filmkritiken, die auch von Kindern gemacht werden. Es ist also nicht unsere Meinung oder die anderer Journalisten, sondern die der Jugendlichen über dieses oder jenes Buch bzw. diese oder jene Musik. Sie kritisieren auch Videospiele, auch veröffentlichen wir Internetseiten, die sie uns nennen und interessant finden.


Interviewen Sie nur bekannte Leute?
Wir hatten ein Interview mit jemandem, den bis dahin niemand kannte, der aber zu diesem Zeitpunkt sehr wichtig war. Nämlich mit demjenigen, der die Harry-Potter-Bücher ins Französische übersetzt. Wir haben ihn in einer unserer ersten Ausgaben interviewt. Es war eine wirkliche Entdeckung, weil sein Name bis dahin allen Leuten, uns eingeschlossen, unbekannt war. Es handelte sich um Pierre Ménard, das war sehr interessant.


Wie alt sind die meisten Kinder, die Géo Ado lesen?
Wenn man die Altersgruppe der 10- bis 15jährigen Leser betrachtet, liegt der größte Anteil bei den 12- bis 13jährigen.


Was ist Ihre schönste Erinnerung, wenn Sie an Géo Ado denken?
Ein Wettbewerb. Das war am Anfang, als wir feststellten, dass wir so viele Leserbriefe in Umschlägen mit tollen Zeichnungen, Gedichten und Kommentaren bekamen, die sehr lustig und nett waren. Deshalb haben wir einen kleinen Wettbewerb gemacht und sie dann veröffentlicht.


Und wer hat sich die Comics ausgedacht?
Seit Anfang an sind sie Teil der Zeitschrift. Comics sind sehr wichtig in Frankreich, sie gehören zur Kultur, das ist ganz anders als in Deutschland. Wenn man in eine Buchhandlung geht, gibt es immer Regale mit Comics. Und auch die Erwachsenen lesen solche Comics wie „Tim und Struppi“.


Wir sind mit dem Aufzug zur Redaktion herunter gefahren, um dort einige Fragen an Jean-Marie Bretagne zu stellen.


Bei einem Interview, welches sind dann die guten und die schlechten Fragen?
Das kommt ganz darauf an. Ich glaube, gute Fragen sind die, die bei den Interviewpartnern gut ankommen. Bei schlechten Fragen verschließen sich die Leute. Ich habe das beobachtet, als ich Sportler befragt habe. Sie hörten dann oft zu reden auf oder sagten Gemeinplätze. Zum Beispiel, wenn sie über Geld oder Doping sprachen, weil sie davon ausgingen, dass wir nur darüber sprechen wollten. Ich habe auch gelernt, dass man keine Angst davor haben muss, dieselbe Frage mehrmals zu stellen, wenn man die Antwort nicht verstanden hat. Wenn man die Antwort nämlich nicht verstanden hat, kann man sie nicht klar wiedergeben.


Können Sie uns ein Beispiel geben für eine gute Frage?
Dabei fällt mir gerade eine Begegnung mit einem bekannten Sportler ein. Das war zu einer Zeit, als man mit ihm ständig über sein Geld redete, weil er sehr gut bezahlt wurde. Alle dachten, er wäre ein eingebildeter Angeber. Ich habe ihn gefragt, ob er mir von den zwei Toren erzählen könnte, die er gerade beim Spiel gegen England geschossen hatte. Das hat ihm sehr viel Spaß gemacht. Das war endlich mal etwas anderes.


Das ist also eine Frage, die gut ankommt?
Ja, es hat ihm gefallen, davon zu erzählen.


Woher wissen Sie, was die Leser interessiert, durch Fragebogen oder Leserbriefe?

Wir würden es gerne wissen, aber es kommt vor, dass wir uns irren. Um es herauszubekommen, treffen wir uns mittwochs mit ungefähr zehn Schülern und stellen ihnen Fragen zu ihren Vorlieben. Es gibt aber auch viele Leser, die auf unsere Internetseite gehen und uns E-Mails schicken.

Interviews: LéoAlina und David

© Grand méchant loup, www.mechant-loup.schule.de