Selluloïd, ein kleines französisches Festival, das sich lohnt

André, einer der Jungreporter vom Bösen Wolf, war dort und hat uns seine Erfahrung erzählt

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Als wir aus Berlin in Paris ankamen, wurden wir sogleich mit dem Auto von einem Mitarbeiter des Jugendzentrums von Selles-sur-Cher abgeholt. Eigentlich braucht man mit dem Auto nur 3 Stunden nach Selles-sur-Cher, aber wir sind leider total in den Pariser Nachmittagsstau geraten. So haben wir fast doppelt so lange gebraucht und sind letztendlich um Mitternacht angekommen.

Sogleich wurde uns der Ablauf des Festivals erklärt und ein Zeitplan in die Hand gedrückt. Ein größter Schock war, dass am nächsten Tag drei von uns ein Radiointerview machen mussten, was den Organisatoren ganz spontan eingefallen war. Nach dieser kurzen Einführung in die Geschehnisse und einem schönen Empfang wurden wir zu unseren Gastfamilien gebracht. Ich wohnte bei einer netten alten Dame, die uns mit Freude aufnahm.

Am nächsten Tag guckten wir viele Filme an. Das Schöne war, wir konnten sogar persönlich mit den Regisseuren der Filme reden, was bei großen Festivals nicht der Fall ist. Zugleich haben wir den Leiter des Kinos, den Bürgermeister und ganz viele andere Menschen kennen gelernt. Also kannte jeder jeden und sofort wurde aus diesem Festival eine kleine Familie, was sich nicht änderte, als wir auf die anderen Jurymitglieder der europäischen Jugendjury trafen, die allesamt aus anderen Ländern stammten und Teil des "Erasmus Projeks" waren. Erasmus ist ein Projekt, das Universitätsstudenten ermöglicht, im Ausland zu studieren. So redeten und diskutierten wir mit Spaniern, Italienern, Engländern und anderen Jugendlichen verschiedener Nationalitäten. Ich fand es schade, dass wir nur 4 Jungen in der Jury waren und zwar zwei aus Berlin und zwei aus Frankreich, aber da kann man nichts machen.

Nach dem dritten Tag, vielen Filmen und bei schönem Wetter wurde dann gewählt! Die Jury bestand aus 4 Gruppen: die Professionelle-Jury mit Filmexperten, die europäische Jugendjury  mit Jugendlichen verschiedener Nationalitäten, die Zuschauer-Jury mit den normalen Festivalzuschauern und die Jury Envie d’agir. Envie d’agir ist ein Programm des französischen Staates, das Initiativen von Jugendlichen von 11 bis 30 unsterstützt. Nachdem die Jugendjury ihren Gewinner ausgewählt hatte, wurde die Preisverleihung vorbereitet, die im Kino selbst stattfand. Abgeschlossen wurde diese mit einem kleinen Fest am Fluss Cher, einer Live-Band und einem leckeren Buffet. Wir Berliner konnten leider nicht so lange bleiben, da wir am nächsten Tag früh aufstehen mussten, um nach Paris zu fahren.

Das Selluloïd -Festival  in Selles-sur-Cher war eine wirklich schöne Erfahrung für mich. Man kennt ja diese großen Film-Festivals, bei denen Tausende von Menschen aus aller Welt dabei sind und niemand den anderen kennt. Es ist einfach viel persönlicher und aufschlussreicher. Man kann mit den Regisseuren diskutieren und lernt alles und alle besser kennen. Eine Erfahrung, die es Wert ist, sogar mal im Stau zu stehen!