Schon wieder ein Amoklauf (in einer Schule)...

DIENSTAG, 22. SEPTEMBER 2009 | MARDI 22 SEPTEMBRE 2009

 

Am Donnerstag, den 17. September 2009, lief ein 18-jähriger Abiturient in seiner eigenen Schule in Ansbach (Bayern) Amok.
Er war mit Axt, Messern und Brandsätzen bewaffnet und verletzte insgesamt neun Schüler sowie einen Lehrer - davon zwei Mädchen schwer. Der Täter wurde von der Polizei mit Schüssen gestoppt, er überlebte schwerverletzt. Für die Schüler des Gymnasiums, aber auch für alle anderen Schüler in Deutschland, war das ein großer Schock.

 

Die Bösen Wölfe haben zu diesem Thema von Tom (11 Jahre alt) eine Einsendung - diese Zeichnung - bekommen.
Willst auch du uns dazu etwas sagen oder schreiben?

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 Die Bösen Wölfe diskutieren...


Macht euch das Angst, wenn ihr erfahrt, dass schon wieder ein Amokläufer Schüler töten wollte?
André: Nein, nicht unbedingt.
Ladivine: Ich glaube nicht, dass so etwas in unserer Schule (die Sophie-Scholl-Schule) stattfinden würde, weil dort keiner schlecht behandelt oder gemobbt wird, deshalb habe ich nicht so viel Angst.


Und auf dem Französischen Gymnasium?
David: Es ist schon mal passiert, dass jemand eine schlechte Abinote hatte und danach ist er ins Gymnasium gegangen und hat ganz viel kaputt gemacht. Und dass es einen Amokläufer gibt, kann immer vorkommen. Vor allem, wenn man es am wenigsten erwartet.
Alina: Es macht mir schon Angst. Am besten sollte man nicht daran denken, wenn man im Unterricht sitzt. Sonst sollte man lieber zu Hause bleiben.
Anastasia: Also, nach dem Massaker von Winnenden hatte ich ein bisschen Angst, in die Schule zu gehen, weil alle darüber sprachen. Aber jetzt ist es nicht mehr so nah.


Was kann man gegen so eine Art Gewalt machen?
David: Man muss vorbeugen.
Anastasia: Das machen wir auch: Amok-. wie Feueralarm.
Ladivine: Oft kommen sie in die Schule und töten alle. In unserer Schule kann man viele Türe nicht von außen öffnen.
Anastasia: Ich glaube, es hat nicht nur mit der Schule zu tun, sondern auch viel mit der Familie.
David: Ja, und der von Winnenden, der guckte auch viele Gewaltvideos an und spielte Gewaltcomputerspiele.
André: Ich finde, es ist zu einfach zu sagen, dass die Computerspiele daran Schuld sind. Die Spiele können einen vielleicht auf die Idee bringen, aber das ist nicht das Einzige. Es liegt trotzdem auch an der Familie und der Schule.
David: Einmal hab ich gelesen, dass das auf Antidepressiva zurückzuführen sei, weil die Person dann agressiver war als zuvor.


Sprecht Ihr mit euren Lehrern darüber?
Anastasia: Ja, wir haben eine Englischlehrerin, die auf einmal geweint hat, als wir nach der Katastrophe von Winnenden darüber gesprochen haben. Aber wir sprechen nicht mehr darüber.
Alina: Wenn man von Amokläufern spricht, dann passiert das nicht nur in den Schulen, sondern auch wenn ein Vater seine Familie umbringt.
David: Das kommt in den Vereinigten Saaten vor.
Alina: Nein, das passiert auch in Deutschland und sogar ziemlich häufig.


Was die Gewalt angeht, beschäftigt diese euch am meisten?
André, Anastasia: Nein.
Ladivine: Eher wenn man mit ansehen muss, wie jemand unter Gewalt leidet. Wenn ich zum Beispiel mit ansehen muss wie jemand zusammen geschlagen wird, dann tut mir das in der Seele weh.
GML: Besonders wenn man nicht weiß, ob man etwas unternehmen kann. In München wurde ein 50 - jähriger Familienvater von Jugendlichen totgeschlagen, die zuvor Kinder angegriffen und bedroht hatten. Er wollte ihnen helfen.


Und wie reagiert Ihr, wenn ihr solche Nachrichten hört?
David: Man denkt sich, dass die Welt schon etwas verdorben ist.
André: Die Menschen standen um ihn herum und haben ihm nicht geholfen.
Anastasia: Was hätten sie auch machen können?
David: Er hat den Mut zu helfen und das kommt dann dabei heraus. Wenn ich an eine Schlägerei sehen sähe, würde ich die Polizei rufen.
Alina: Streng genommen hat man als Kind oder Jugendlicher nicht das Recht sich in solche Sachen einzumischen.

André: Ich würde es trotzdem tun. Denn nehmen wir einmal an ich wäre älter und das wären Kinder, dann sterbe ich, aber die Kinder leben dafür.
Alina: Ich denke, dass er nicht geahnt hat, dass er sterben würde. Allerhöchstens, dass er wegen seiner Verletzungen ins Krankenhaus muss.
André: Ich wurde es trotzdem riskieren.
Alina: Oft sagt man, dass man etwas unternehmen würde, aber wenn dann so eine Situation auftritt, dann macht man nichts. Das ist nicht immer so, wie man sich es wünschen würde.

 

* Der Amoklauf von Winnenden ereignete sich am Vormittag des 11. März 2009 in einer Realschule der Stadt Winnenden. Dabei wurden 15 Menschen ermordet und elf Menschen – einige von ihnen schwer verletzt – ins Krankenhaus eingeliefert. Der Täter war ein 17-jähriger ehemaliger Schüler. Er wurde nach mehrstündiger Flucht von der Polizei gestellt und erschoss sich schließlich selbst.