Wir sind 11, die ideale Anzahl für ein

Fußballteam sowie für ein Presseteam...

Die Pressesprecherin der französischen Botschaft in Berlin

 

Agnès von der Muhll, Presseberaterin der französischen Botschaft in Deutschland, erzählt uns (fast) alles über ihren Beruf.

Was machen Sie genau?

Ich bin für die Pressearbeit und die Kommunikation der französischen Botschaft in Berlin zuständig.

Sind Sie ein bisschen so etwas wie eine Journalistin?

Eigentlich bin ich Diplomatin. Als ich 10 Jahre alt war, bin ich nach Südamerika gereist und fand die Möglichkeit, andere Leute kennen zu lernen einfach fantastisch. Das hat mir Lust aufs Ausland gemacht. Der Beruf des Diplomaten bringt es mit sich, dass man alle 3, 4 Jahre etwas Neues anfängt. Jedes Land hat seine Besonderheiten und es ist jedes Mal ein Neuanfang. Pesseberaterin in Deutschland zu sein, ist etwas komplett anderes als Presseberaterin in den USA oder in China zu sein. Man spricht nicht die gleiche Sprache, es sind nicht die gleichen Journalisten, nicht die gleiche Art zu arbeiten, nicht die gleichen Bräuche. Es wird nie langweilig!

Seit wann sind Sie in Berlin?

Seit anderthalb Jahren. Vor Berlin war ich in der französischen Botschaft in Washington. Dort habe ich auch die Grundkenntnisse des Presse- und Kommunikationsberufs erlangt.

Können Sie uns einen typischen Arbeitstag beschreiben?

In der Regel beginnen wir früh, gegen 8 Uhr morgens. Wir schneiden Artikel aus der deutschen Presse aus, um daraus einen Pressespiegel für unsere Kollegen und den Botschafter zu machen. Das soll sie über alles, was uns wichtig erscheint, informieren.

Gegen 9 Uhr ist der Pressespiegel fertig und wir treffen uns alle. Jeder sagt, was in der Zeitung, die er gelesen hat, am wichtigsten war und ich gebe das mündlich an den Botschafter weiter. Ein anderer Bereich meiner Arbeit ist es Paris, also den Präsidenten und die Minister dort, zu informieren. Nicht jeder in Paris kann deutsch lesen, aber jeder muss Bescheid wissen, was in der deutschen Presse steht, denn Deutschland ist unser wichtigster Partner in Europa.

Das machen wir von 10 bis 11 Uhr.

         Von Berlin ... ->  

                              

Danach organisieren wir die Termine des Botschafters, die Interviews mit den Journalisten sowie alle Anfragen der Öffentlichkeit und der Kollegen aus der Botschaft.           

                                                              

Nach Paris ->                 

 

 

                 Ausgesuchte Artikel aus der deutschen Presse für einen Tag:

20 über Frankreich| 20 über Europa| 15 über Deutschland

| 8 über die ganze Welt->

Sie arbeiten also nicht alleine?

Eine der großen Freuden im Pressedienst ist, dass es sich wirklich um Teamarbeit handelt. Wir sind 11 Leute, die ideale Anzahl sowohl für ein Fußballteam als auch für ein Presseteam.

Sind sie alle Franzosen?

Nein. Unser Webmaster ist Deutscher und das ist sehr wichtig, denn er weiß, wie man die Dinge in diesem Land rüberbringen muß. Man sagt die Dinge nicht auf die gleiche Art und Weise, wenn man mit einem Deutschen, Amerikaner, Engländer oder Georgier spricht. Auf der einen Seite gibt es die Nachricht, auf der anderen Seite die Art, wie man sie überbringt. Das sind die zwei wichtige Schlüsselpunkte.

Was muss man studieren um in ihrem Beruf zu arbeiten?

Es gibt nicht nur eine einzige Ausbildung - fast alle Wege führen nach Rom. Es hängt auch davon ab, welchen Weg man wählt. Als Diplomat muss man ein Auswahlverfahren durchlaufen. Viele haben vorher Geschichte, Politikwisssenschaften, Internationale Beziehungen studiert.

Lesen Sie viel Zeitung?

Ja! Schon allein für unseren Pressespiegel lesen wir über zehn der wichtigsten deutschen Tageszeitungen. Hinzu kommt die französische Presse sowie französische und deutsche Wochenzeitungen. Das macht 15 Zeitungsausschnitte pro Tag.

Vorher war ich eine große Zeitungsleserin, aber jetzt bin ich froh, wenn ich abends keine Zeitung mehr anrühren muss. Wenn ich abends wirklich etwas lesen möchte, lese ich einen Roman.

 

Und der Fernseher in Ihrem Büro ist immer angeschaltet? Benutzen Sie ihn auch privat?

Privat wäre das nicht meine Lieblingssendung. Dieser Sender bringt fortlaufend Nachrichten. Das ermöglicht uns, sofort über neue Nachrichten Bescheid zu wissen. Das ist übrigens ein Vor- und Nachteil. Die moderne Technik erlaubt uns heutzutage eine schnelle Ausstrahlung, das erschwert aber die vorherige Überprüfung der Nachricht. Gleichzeitig können über eine Internetseite mehr Leute erreicht werden, als es mit einem Informationsbrief möglich wäre.

Ist das Sprechen anderer Sprachen nützlich in Ihrem Beruf?

Es ist für die Verständigung erforderlich. Außerdem ist es eine der Voraussetzungen, um im Außenministerium zu arbeiten. Man muß mindestens zwei Sprachen können. Englisch natürlich und eine andere Sprache. Als Pressesprecher nicht die Sprache des Landes zu sprechen, in dem man arbeitet, ist ein großer Nachteil. Wenn man die Sprache sprechen kann, gewinnt man die Herzen.

Gibt es auch etwas, was Sie an ihrem Beruf nicht mögen?

Die angenehme Seite, dass man viel reist, ist gleichzeitig auch die Rückseite der Medaille. Die Tatsache, dass man alle 3, 4 Jahre seinen Wohnort wechselt, kann ein großer Nachteil sein, wenn man Familie hat. Die Kinder müssen die Schule und ihre Freunde wechseln oder können manchmal nicht mitkommen, weil es sich um ein gefährliches Land im Krieg handelt. Was das Privatleben betrifft, muss man manchmal große Opfer bringen. Aber der Vorteil ist, dass man viele verschiedene Berufe in seinem Leben ausüben kann!

 

                                                                                                                      Interview von Coralie, Alica und Alina
Text & Fotos: © Grand méchant loup | Böser Wolf - www.boeser-wolf.schule.de