Fotos: Privat


Das Berliner Olympiastadion
von Constantin Sträter, Montessori-Oberschule aus Potsdam

 

MONTAG, 21. APRIL 2008

 

Als im Juli 2000 FIFA-Präsident Joseph Blatter bekannt gab, dass Deutschland im Sommer 2006 die Weltmeisterschaft ausrichten würde, begann neben all den Vorfreuden und Jubelgeschreien auch ein großer Boom um neue und moderne Stadien. Ehemalige „Kampfbahnen“ und Stadien, die den Vorgaben der FIFA und den Ansprüchen der DFB-Funktionäre eh nicht mehr entsprachen, wurden durch neue, multifunktionelle und moderne Arenen ersetzt. Viele Architekten und Firmen bewarben sich mit eigenen Vorschlägen, 8 davon bekamen die Zuschläge für 12 Arenen. Eine davon ist die Gruppe „Gerkan, Marg & Partner“, kurz „gmp“. Sie entwarfen die Pläne für den Umbau des Berliner Olympiastadions, in dem am 09.07.2006 das große Finale der 18. Fußballweltmeisterschaft stattfinden sollte. Aber auch ein Stadion, das die „Ansetzung“ für das Endspiel verdient hat. Nicht nur, weil es in der Hauptstadt liegt oder seinen alten Namen behalten hat, was ja bei fast all den anderen Stadien in der Bundesliga nicht mehr der Fall war. Nein, vor allem die Mischung aus einem massigen Rundbau und einem fast schwerelos wirkenden Abschluss, dem Dach, aus alt und neu machen das Stadion zu etwas ganz besonderem. Es ist eines der ganz wenigen WM-Stadien mit Tradition.

 

Die Vor- und Baugeschichte des Stadions


Das Olympiastadion liegt im Westen Berlins, entfernt vom Reichstag, Fernsehturm, Potsdamer Platz.


Dort wo heute das Osttor neben dem Olympiastadion steht, wurde 1909 eine Pferderennbahn von 2 400 Metern Länge erbaut. Von 1912 bis 1913 baute der Architekt Otto March in Höhe dieser Rennbahn ein Sportstadion. Name: Deutsches Stadion. Dazu gehörten eine Renn- und Lauf- sowie eine Schwimmbahn. An diesem Ort sollten die Olympischen Spiele von 1916 stattfinden. Deutschland bekam den Zuschlag, doch durch den 1.Weltkrieg wurden die Spiele abgesagt. Nach dem 1.Weltkrieg probierte es Deutschland noch mal, 1936 sollten dann in Berlin die Wettkämpfe ausgetragen werden. Diesmal mit einem Stadion, dass 100.000 Leute fassen konnte. Es war damals das weltgrößte Stadion.



1931 gab es die Zusage vom Olympischen Komitee. Es war ein politisches Symbol. Deutschland sollte jetzt wieder in die Weltgemeinschaft integriert werden, nach dem es die Hauptschuld am 1. Weltkrieg getragen hatte. Das Stadion wollte der jetzige Architekt Werner March, Sohn von Otto March, ursprünglich ganz aus Beton bauen. Doch Adolf Hitler, der neue Machthaber seit 1933, fand dies zu wenig beeindruckend. Anstatt dessen wurde die Sportstätte mit Naturstein, Muschelkalk und Granit verkleidet, was das Stadion noch schwerer und massiger wirken ließ.


Ebenfalls von 1934 bis 1936 wurde das Schwimmstadion errichtet, wieder von Werner March. Es hat einen 10-Meter hohen Sprungturm und umfasst 6.500 Zuschauer. Für die Schwimmweltmeisterschaft von 1978 wurde es zeitgerecht eingerichtet und hatte Platz für 18.500 Zuschauer, aufgrund von 36 Holztribünen. Heute ist es ein Freibad mit 3 Becken.

 

Die Olympiade von 1936


Im richtigen Olympiastadion ragte damals noch mehr als heute ein „Balkon“ ins Stadion hinein: Es war Hitlers Platz, die Führerloge. Von dort aus wollte er die Sieger der Wettkämpfe persönlich begrüßen. Als jedoch klar wurde, dass am 1.Wettkampftag zwei schwarze Amerikaner im Hochsprung siegen würden, verließ Hitler vorzeitig das Stadion und empfing in einem Innenraum des Stadions von da an nur noch deutsche Sportler.


Mit diesen Spielen wollte sich Deutschland als friedliches Land präsentieren, doch 3 Jahre später löste Hitler den 2.Weltkrieg aus. Im Krieg wurde das Stadion leicht beschädigt. Nach Kriegsende wurde mit den Aufräumarbeiten begonnen und Schäden behoben und das Stadion wurde wieder in Betrieb genommen.


Das moderne Olympiastadion


Von 2000 bis 2004 dauerte der Umbau der Sportstätte. Am 31/07/2004 fand die Eröffnungsfeier vom neuen Berliner Olympiastadion statt.


In der Haupttribüne, oberhalb der ehemaligen Führerloge, befinden sich die Pressetribüne und die Sky-Boxes. Dort sind zu 1/3 Securitys und zu 2/3 Mieter der Logen untergebracht. Das Olympiastadion verfügt über ca. 75 000 Zuschauer. Das Stadion wurde in einer Mulde gebaut und beim Umbau ab 2001 noch mal um 2,44 Meter gesenkt, was dazu führt, dass die Zuschauer nur relativ wenig nach oben laufen müssen, um weit nach unten auf das Geschehen schauen zu können. Dadurch wurde Platz für 1 600 neue Plätze und man ist näher am Geschehen. Trotzdem beträgt der Abstand von der letzten Reihe bis zum Rand des Fußballplatzes 96 Meter. Der Fußballrasen befindet sich in der Mitte des Stadions, darum ist eine (einmalig in der Welt) blaue Tartanbahn mit Wurf- und Sprunganlagen. Blau deshalb, weil Hertha BSC, hier regelmäßig seine Heimspiele austrägt und die Vereinsfarben Blau und Weiß hat. Unter der Ehrentribüne befindet sich der Eingang zum Platz für die Sportler. Auf der einen Seite des Stadions ist ein 25-Meter Einschnitt, das Marathontor, eingegrenzt von 2 Marathontürmen. Wenn man vom Stadion aus durch das Marathontor guckt, kann man das Maifeld und den wiedererbauten, 76-Meter hohen Glockenturm sehen. Im Dach des Stadions wurden Scheinwerfer und Lautsprechanlagen eingebaut, so dass keine großen Anlagen dafür nötig waren. Das Dach wird von 25 Stahlträgern getragen und besteht vor allem aus Stahl und Glas. Kaum zu glauben, dass dieses luftige Dach mehr als 3500 Tonnen schwer ist!


Die Nutzung des Olympiastadions


Die Fußballweltmeisterschaft 2006 war der Höhepunkt des modernisierten Olympiastadions. Im Normalbetrieb finden hier neben den Heimspielen von Hertha BSC jährlich das Pokalfinale oder auch das ISTAF-Turnier in der Leichtathletik statt. Doch es ist auch als Austragungsort für Konzerte, Kirchentage und sogar zum Theater genutzt worden. 1996 war der Papst hier. Einer der beiden Anzeigetafeln ist mit 140 Quadratmeter die größte Europas.

Oft haben Nationalsozialisten den symbolischen Vergleich im Stadion zwischen Sport, Sieg und Krieg gesucht, bei Figuren oder ähnlichem. Bemerkenswert, dass das stark von der Hitler-Architektur geprägten Stadion durch eine zeitgemäße Modernisierung und ein „befreiendes“ und offenes Dach wieder wett gemacht wurde. Ein Stadion, dass es verdient, Austragungsort eines Weltmeisterschaftsfinales zu sein, bei einem Turnier mit dem Motto „Die Welt zu Gast bei Freunden“.